Marco ging ins Ausland und vier Jahre später auch Ale. Ab 2015 trafen wir uns schließlich in London, um hin und wieder zu spielen (da Marco noch in Paris lebte), und ab 2017 spielten wir regelmäßig zusammen. Wir hatten damals keine Band und auch nicht die Absicht, eine zu gründen. Ale, der die Szene in der Stadt besser kannte, wurde bald als Session-Musiker hoch geschätzt und wurde zu einem festen House-Drummer in den meisten Blues-Jams. Marco kam gelegentlich zum Spielen und wurde in die Blues-Szene eingeführt, so dass wir bald unsere eigene Show unter dem Namen der Cinelli Brothers veranstalten konnten.
Wir trafen diesen fantastischen Bassisten Enzo Strano, einen Sizilianer, der sich seit seiner Jugend in Großbritannien niedergelassen hatte. Er beeindruckte uns sofort durch seine massive Bühnenpräsenz, seinen magische Anschlag des Basses sowie durch seine Einfachheit. Die Art von Bassist, von dem man weiß, wie großartig er ist, wenn man mit jemand anderem spielt. Enzo trat der Band sofort bei, da er zuvor mit Ale gejammt und ihn besser kennengelernt hatte. Wir haben als Trio in der Ain’t Nothing but Blues Bar angefangen, wie die meisten Bluesbands in London. Früher spielten wir Songs von Muddy Waters, BB King, Bo Didley, Willie Dixon, Elmore James, aber auch Jimi Hendrix, Aretha Franklin, Donny Hathaway, alles, was für uns Sinn machte. Wir liebten es, Jazz, Blues und Soul in derselben Nacht zu mischen und die Leute mit unterschiedlichen Klängen zu füttern. Der Sound war einzigartig und die Menge drehte jedes Mal wirklich durch, wenn wir auftraten.
Marco hat als „Axt“ eine Airline Tuxedo, die er in Milwaukee, Wisconsin, gebraucht gekauft hatte. Er spielt mit dicken Saiten, die Stimmung auf D gedroppt, und er spielt nie Plektrum, sondern nur Finger. Seine Stimme ist gefühlvoll, aber er kann die richtigen Bluestöne phrasieren. Ale spielt glatt, aber groovig. Meistens sind wir undiszipliniert und mies, bis die Show näher rückt, aber die Maschine funktioniert dann wie ein Uhrwerk. Die Leute werden dann verrückt und tanzen auf dem Tisch.
Eines Tages kam Marco auf diese Muddy’s-Melodie, „Forty Days and Forty Nights“, und er sagte, er würde sie nie mehr ohne Mundharmonika spielen, denn was den Song besonders macht, sind nur die herumschwirrenden Chops von Little Walter, die über Muddy’s Leadgesang führen. Wir entschieden uns, Rollo Markee für unsere nächste Show einzuladen. Er ist ein Zauberer auf der Harmonika, er kann Noten biegen, wie wir es noch nie zuvor gehört haben. Er holt diesen seltsamen Sound aus seinem Verstärker, der manchmal wie eine Fliege summen oder wie ein Büffel schnauben kann. Er hat uns auf ein höheres Niveau gebracht, und Junge, haben wir uns bluesig angehört!
Um den Sound zu erweitern, wollten wir einen Gitarristen oder Keyboarder engagieren. Unser Favorit Alberto Manuzzi war ein weiterer Landsmann. Mit dieser Quintett-Formation hatten wir ein paar erfolgreiche Shows, bis die Menge anfing, wirklich sauer zu werden, weil wir keine Platte zu verkaufen hatten, keine Website, nichts. Wir beschlossen, ein paar Songs zu schreiben und ein Album aufzunehmen. Marco hatte bereits ein paar Blues-Songs geschrieben, also war die Schreibaufgabe ziemlich einfach. Er hat Erfahrung im Produzieren und Organisieren von Aufnahmesessions und beschloss, mit seinem Bruder ein Album auf die altmodische Art und Weise zu machen, alles analog und live im Studio. Wir wollten etwas haben, das wie die Schallplatten klingt, die Papa früher aufgelegt hat. Eine tolle Blues-Platte!
Wir waren mit dem Quintett Strano, Markee und Manuzzi im Soup Studio in London. Alles wurde vor Ort geprobt, aufgenommen, abgemischt und finalisiert, Band- und Plattenhall inklusive. Wir haben siebzehn Songs in drei Tagen aufgenommen, zwischen Coverversionen und Originalen, aber am Ende haben wir uns aufgrund der begrenzten Vinylkapazität entschieden, zwölf Tracks zu veröffentlichen.
Als die Platte draußen war hatten wir das Gefühl, dass die Resonanz ziemlich gut war. Die Leute fingen an, es bei unseren Shows zu kaufen, und wir fanden unsere Songs sowohl im Radio als auch in Blogs wieder, in denen Alben rezensiert wurden. Barbesitzer, Festivalplaner, Booker und Musikliebhaber aus großen Teilen Europas begannen, uns zu kontaktieren, um hier und da zu spielen. Wir tourten durch Großbritannien, Frankreich, Spanien, Holland, Italien, Portugal und Deutschland, ohne wirklich zu realisieren, wie stark die Wirkung der Band war.
Für uns dreht sich alles darum, Spaß auf der Bühne zu haben, die Hälse zu rocken und dreckigen Blues und R & B spielen. Die Aufführung kann manchmal so beginnen und ganz anders enden. Es kann passieren, dass wir am Ende etwa dreißig Minuten lange Medleys spielen sowie einige Psychedelic-Rock-Momente haben. Wir können auch manchmal funky werden. Alles, was zählt ist, dass Wahrheit und Ehrlichkeit vorhanden sind, ohne Anmaßungen. Wir lieben es, in die Fußstapfen unserer Helden zu treten, aber wir lieben es auch, wir selbst zu sein, ohne zu denken, dass wir dies oder das tun müssen. Musik ist auch Freiheit und darüber hinaus spüren wir die Verbundenheit unserer Bruderschaft. Das Ergebnis ist immer einzigartig, frisch und echt.
Veranstalter: Harmonie